Die letzte Eiszeit

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Sprache: Deutsch
Eröffnet: 27.05.2011
Von: Yhoko
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Yhoko
27.05.2011, 09:44 von Yhoko: Nr. 1
Hallo zusammen,

Dies ist ein kleines Gedankenexperiment und ich möchte jeden ermutigen, sich daran zu beteiligen - entweder mit einer komplett eigenen Vorstellung, eigenen Ansätzen oder durch Verbesserung der bereite vorhandenen Gedankengänge (und seis nur sein eigenes Verhalten in dieser Situation). Es geht um Folgendes:

Schon lange spitzt sich die Lage auf unserem Planeten langsam zu; Naturkatastrophen wie Erdbeben, Flutwellen und Wirbelstürme werden immer häufiger. In diesem Szenario bricht am 3. April 2012 ein Vulkan aus, der vielleicht 50'000 Menschenleben betrifft. Die Evakuierung ist schon beinahe abgeschlossen, da die seismischen Aktivitäten schon einige Zeit im Voraus bekannt wurden, und die Medien ergötzen sich gerade an der ersten Lava, die in unregelmässigen Explosionen aus dem Schlund geschleudert wird. Doch dann scheint der ganze Vulkangipfel sich ein Stück weit aufzubäumen, bevor er in sich zusammenbricht und in sein eigenes Loch stürzt - um schliesslich in einer unglaublichen Explosion noch einmal auszubrechen.
Die Zuschauer zuhause erleben noch ein paar Sekunden lang live mit, wie die Reporter fluchend und betend mit ihren Helikoptern fliehen und dabei möglichst viel von der Katastrophe zeigen, bis die Verbindung plötzlich abbricht und zurück ins Studio geschaltet wird.

Das ist die Ausgangssituation. Was die Leute noch nicht wissen: Der Vulkan ist so gewaltig, dass die Erde in eine 80-jährige Eiszeit gestürzt wird und in unseren Gefielden bald Durchschnittstemperaturen um den Nullpunkt herrschen (im Hochsommer werden es vielleicht 5 bis 10 Grad werden). Es wird wohl nicht lange dauern, bis die Regierungen erfahren, was der Ausbruch weltweit bewirken wird...

Ziel ist es nun, die Ereignisse ab dem Zeitpunkt bis zum Ende der Eiszeit zu konstruieren. Wie reagieren die Regierungen? Was tun die Menschen? Gesetzeshüter? Wie muss der Klimawandel weltweit aussehen, damit er zum Szenario passt? Wie lange dauert es, bis die ersten Leute erfrieren? Wie wird sich das Leben verändern? Was gilt es weiter zu beachten?
Ausgangspunkt ist Deutschland, aber die anderen Länder sollen auch nicht vernachlässigt werden (gerade die USA dürfte schnell aktiv werden).

Wer sich beteiligen möchte kann direkt unter folgender Adresse mitschreiben, verbessern und kommentieren (ich werde dort ausserdem versuchen, alles unter ein Dach zu bringen, damit wir am Ende einen klaren Ablauf erhalten):


Ich hoffe um fleissige Mitdenker und wünsche schonmal viel Vergnügen!

Yhoko

Noch etwas: Ich gehe davon aus, dass es bereits Bücher und/oder Filme zu der Situation gibt, aber bitte zitiert diese nicht einfach sondern macht euch eigene Gedanken zu dem, was passieren wird.

Linaeroth
27.05.2011, 12:09 von Linaeroth: Nr. 2
Das Thema würde mich riesig interessieren, aber leider bin ich momentan in andere Sachen eingespannt. Nur soviel: ich habe dieses Semester ne Vorlesung "Climate Change" in der wir etwas vom YDCE ('Younger Dryas Cooling Event') gehört haben. Und zwar fand das ca. 12.000 Jahre vor heute statt. Die Erde kam gerade aus einer Kaltzeit und erwärmte sich langsam (quasi das was wir heute auch erleben). Plötzlich auf halber länge gab es einen Temperatursturz um 5°C (Jahresmitteltemperatur!) innerhalb von nur 10 Jahren!! Dannach folgte eine kurze Phase in der die Temperatur durchschnittlich 15°C tiefer war als heute um dann mit einer Geschwindigkeit zu steigen, die mindestens genauso erschreckend ist: innerhalb von 70-80 Jahren erwärmte sich die Nordhalbkugel um durchscnittlich 7°C! Zur Erinnerung: wir rechnen im schlimmsten Szenario für die Zukunft mit einer Erwärmung von Durchschnittlich 4-5°C in 150 Jahren und machen uns schon in die Hose...

Ich finde diese Sache äußerst inspirierend, vielleicht könnt ihr das ja irgendwie gebrauchen. In dieser kalten Phase war Mitteleuropa im allgemeinen eine Tundralandschaft und die Bäume waren so ziemlich komplett ausgelöscht. Man findet sicher noch viele weitere Infos zu diesem Thema und hat so ne Ahnung wie sich die Welt in solchen Situation verändert. Ich könnte mir vorstellen, dass man vorallem auf die Landwirtschaft eingehen müsste: was wächst unter solchen Umständen noch? Kann man Beeren und Sträucher (Sanddorn etc.) aus Nordeuropa rechtszeitig einführen? Oder muss man sich geschlagen geben und auf Viehhaltung setzen?

Yhoko
27.05.2011, 12:39 von Yhoko: Nr. 3
Das ist ein wertvoller Hinweis, auf Deutsch heisst es übrigens [Wikipedia] Jüngere Dryaszeit - ich werd mir das sicher mal anschauen, besonders wie die Welt damals aussah. Allerdings muss man schon berücksichtigen, welchen Fortschritt wir in den letzten 12'000 Jahren gemacht haben; wir können uns in gewisser Form gegen so eine Situation wehren - nur wie, und in welchem Ausmass; und genau das soll hier besprochen werden.

Linaeroth
27.05.2011, 12:46 von Linaeroth: Nr. 4
Genau! Damals war Steinzeit, sprich es gab Menschen die das irgendwie überlebt haben müssen, sonst gäbs uns schließlich nicht. Interessant ist auch wie die Wikinger auf Grönland und in Nordamerika ausgestorben sind: sie haben diese Lande in einer warmen Periode besiedelt und lebten von Landwirtschaft. Als es wieder kälter wurde sind sie ausgestorben weil sie nichts mehr anbauen konnten und nicht die Jagdfähigkeiten (Robben- und Walfang) der dortigen Bevölkerung übernommen hatten. Sprich es wäre wahrscheinlich (in diesem Gedankenexperiment) nötig, dass wir von den heute überfischten Gewässern leben müssten um nicht zu verhungern :/ keine so rosigen Aussichten.

Kaeru
27.05.2011, 13:24 von Kaeru: Nr. 5
Lina: hast du "Kollaps" von Jared Diamond gelesen, oder woher weißt du das mit den Wikingern auf Grönland? :D

Yhoko: cooles Thema!
Ich bin der Ansicht, dass sich vor allem die Kultur der Menschen verändern muss.
die Anpassung muss zuerst kulturell erfolgen, damit eine effektive ökonomische und ökologische Anpassung auf die veränderten Umstände möglich ist.
Initiation in den Erwachsenenstatus wird wieder auf den Beginn der Pubertät gelegt, Jungs werden mit 14 zu Männern, nehmen sich eine gleichaltrige Frau und die schenkt ihnen Kinder.
Biologisch ausgedrückt: der Reproduktionszyklus muss sich verkürzen, damit die Art in den veränderten Umweltbedingungen überleben kann.

... aber sorry, das hätte ich vielleicht schon drüben reinschreiben sollen?

Yhoko
27.05.2011, 13:29 von Yhoko: Nr. 6
Prinzipiell ja und danke für den Input aber... halt-halt nicht so hastig bitte! Was Du da beschreibst ist ja quasi schon der Zustand mitten in der Eiszeit, aber wir sind ja noch gar nicht so weit. Ich möchte das erst einmal in kleinen Schritten und Ereignissen dorthinführen, also quasi ne zeitliche Abfolge dessen, was geschieht - beginnend ab dem Moment des Ausbruchs.

Kaeru
27.05.2011, 13:39 von Kaeru: Nr. 7
ach du liebes bißchen, ein etherpad, keine diskussion...

also, dann bleib ich mal hier für die konzepthinweise.
Es wird auf jeden Fall Menschen geben, die sich der Situation bewußt sind, und sich bewußt sind, auf welche Werte man sich konzentrieren muss.
sie werden Männer und Frauen um sich scharen, die handwerklich und als Jäger und Metzger begabt sind, und werden sinnvolle Werzeuge beschaffen, noch lange bevor die Eiszeit komplett hereingebrochen ist.
Äxte, Messer, Hämmer, sowas in der Richtung.
Und Pfeile so viele wie man sich leisten kann, solange es noch welche aus Fiberglas gibt, und gute Bögen und ein paar Armbrüste.
Und sie werden die Gruppe schon Leder und Felle besorgen lassen, solange es noch eine Wirtschaft gibt, bevor man es selber Jagen muss.
Solche Menschen mit Weitsicht, egal ob Mann oder Frau, werden ihren "Stamm" über den langen Winter bringen.

Die die auf die Technik vertrauen, werden untergehen.
Wer auf Feuerwaffen vertraut, ist plötzlich wehrlos, wenn ihm das Pulver ausgeht.
Wer auf Motorfahrzeuge vertraut, ist bewegungsunfähig sobald ihm das Benzin ausgeht.

Yhoko
27.05.2011, 13:48 von Yhoko: Nr. 8
Vorbereitungen sind ein gutes Stichwort und ich weise darauf hin, dass ich das jetzt im Rahmen der Wirtschaft verstanden habe - also die Leute kaufen Leder und Werkzeug auf Vorrat. Das schieben wir mal eins nach hinten, brauchen wir aber später.

Also erstmal noch konkreter - die Menschen müssen es ja erst einmal erfahren. Ich weiss nicht, wie die Berichterstattung heutzutage so aussieht aber die Medien werden wohl im ersten Moment eine Sensation daraus machen und man wird sicher hier und da schon was von ewiger Eiszeit lesen - aber wird dann die Regierung eingreifen? Und wenn ja, was wird sie sagen? Wie schützt sie sich selbst? Sicher gibt es Bunker, die für längere Katastrophen ausgelegt sind - wer kommt dorthin oder was wird sonst unternommen? Schliesslich muss von Plünderungen und Authoritätsverlust ausgegangen werden.

Kaeru
27.05.2011, 13:55 von Kaeru: Nr. 9
völlig richtig.

Ein paar "hochrangige" werden sich verbarrikadieren, und "Städte unter dem Eis" gründen. ("Stadt unter dem Eis", Jugendroman, Buchempfehlung)

Die klugen kleinen Leute werden wittern, was am Himmel hängt, und werden sich vorbereiten.
Sie wissen, dass ihre Gruppe klein genug sein muss, um nicht verhungern zu müssen, aber groß genug, um einen Genpool zu verfügung zu stellen.
Sie werden jeden begrüßen, der offenen Herzens und mit festem Willen und starker Hand der Gruppe helfen will, und sie werden jedes winselnde Weichei und jeden Dieb oder Schänder erbarmungslos töten.

Die Werte dieser Gesellschaft werden wieder die einer Stammesgesellschaft, wie in der letzten Eiszeit.
Sie werden versuchen, soviel Wissen wie möglich zu bewahren, deswegen wird es viele Geschichten geben, die im Stamm erzählt werden, denn Bücher aufzuheben durch eine Eiszeit, das wird nicht möglich sein, irgendwann wird ihr reiner Brennwert genutzt werden müssen.

Yhoko
27.05.2011, 15:22 von Yhoko: Nr. 10
Ich habe hier mal ein paar Eckdaten zur Katastrophe selbst:

Nach dem ersten Ausbruch wird ein Gebiet rund 200 km um den Vulkan sofort evakuiert, während bereits die erste Staubwolke mit bis zu 180 km/h über den Boden fegt und alles verbrennt und lebendig kocht, was sich ihr in den Weg stellt, inklusive ganzer Wälder, die einfach verbrennen. Nur Stunden später überdecken pyroklastische Ströme mit fast derselben Geschwindigkeit das gesicherte Gebiet um den Vulkan; was da vorher stand ist endgültig zerstört und verloren.

Im Laufe der nächsten Tage bricht der Vulkan, begleitet von ständigen Erdbeben in der Umgebung, mehrfach erneut aus; das ganze Gebirge sackt immer wieder in sich zusammen und verliert dabei etwa 1'000 Höhenmeter, während immer mehr Lava ausgespuckt wird und leichtere Aschewolken mit Schallgeschwindigkeit bis 20 km in die Atmosphäre aufsteigen, wo sie verteilt werden. Der Flugverkehr muss weltweit eingestellt werden, da die Aschepartikel die Triebwerke binnen Minuten lahmlegen; einige Abstürze sind zu beklagen.

Nach rund 20 Tagen hat der Vulkan sich wieder beruhigt; ein Gebiet von rund 800 km um den Vulkan herum sowie auch andere Grossräume sind unter einem meterhohen Ascheteppich begraben. Unablässig rieselt es wie Schnee auf die Erde herab und wer keine Atemmaske trägt (also generell Tiere und wohl pauschal die Menschen in ärmeren Ländern) stirbt binnen weniger Wochen an Lungenversagen. Auch die Felder sind bedeckt und in der Asche kann nichts mehr angebaut werden; die Nahrungsmittelproduktion bricht bis auf ein Minimum ein.

Schliesslich pendelt sich in den kommenden 2 Jahren die Temperatur in gemässigten Gebieten um den Nullpunkt herum ein; entsprechend liegt sie zu den Polen hin weit darunter und beim Äquator noch etwas darüber. Ab dann bleibt der Status Quo erstmal erhalten und damit endet der Zeitrahmen des Gedankenexperiments.

...wobei ich noch nicht genau weiss, wie der Statuos Quo aussieht - wird es über Jahre hinweg weiter Asche rieseln? Wird überhaupt Regen fallen und wenn ja, reinigt er die Luft / nur kurzfristig / gar nicht von den Aschepartikeln? Wenn jemand herausfinden könnte, wie die langfristige Situation ab diesem Zeitpunkt aussieht, wäre das klasse.

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